WIRTSCHAFTSUNTERNEHMEN ALS DEMOKRATIEFÖRDER:INNEN

Jedes größere Unternehmen stellt sich wahrscheinlich aktuell die Frage, welche Rolle Wirtschaftsvertreter:innen mit Blick auf die gesellschaftspolitischen Herausforderungen wie Globalisierung, Digitalisierung, Migrationsbewegungen und dem Erstarken populistischer Kräfte übernehmen sollten.

Der Ton im öffentlichen Diskurs hat sich verschärft und unsere demokratische Werteordnung ist keine Selbstverständlichkeit mehr. Gerade jetzt braucht die Idee der Demokratie mehr Unterstützer:innen. Pluralität, Diversität und demokratischer Diskurs sind die Eckpfeiler einer funktionierenden Demokratie – und damit einer freiheitlichen Gesellschaftsordnung. Wir brauchen den Wettstreit der Ideen, das Abwägen von Argumenten, um zu einem Konsens oder Kompromiss zu finden.

Es liegt in der Verantwortung der Zivilgesellschaft, aktiv für die freiheitlich-demokratische Grundordnung und die Stärkung liberaler Gesellschaftsstrukturen einzutreten. Wir von Philip Morris sind überzeugt, als Teil des Komplexes zwischen Gesellschaft, Politik und Wirtschaft ebenfalls gefragt zu sein, außerhalb der eigenen Wertschöpfungskette Verantwortung zu übernehmen. Konkret können Unternehmen durch ihr Engagement und die damit verbundenen Maßnahmen zur Stärkung der Demokratie und Förderung politischer Bildung beitragen sowie die Diskursfähigkeit in der Gesellschaft stützen. Philip Morris nennt dieses Verständnis unternehmerischer Verantwortung Corporate Democratic Responsibility.

Zum Engagement gehören die Studienreihe „Wie wir wirklich leben“, die konstruktive Impulse für das demokratische Miteinander geben soll, der Förderpreis The Power of the Arts, mit dem herausragende Kunst- und Kulturprojekte ausgezeichnet werden, die sich für eine offene und inklusive Gesellschaft einsetzen, und eine deutschlandweite Wahlappell-Kampagne im Superwahljahr 2021.

Zusätzlich hat das Unternehmen mit dem Demokratiepreis Power for Democracy einen weiteren Baustein seines gesellschaftlichen Engagements etabliert, um den demokratischen und freiheitlichen Diskurs in unserer Gesellschaft zu stärken. Gewürdigt werden bis zu drei Organisationen und Initiativen mit jeweils 20.000 Euro, die sich für ein demokratisches Miteinander in der Gesellschaft einsetzen. 2021 zeichnete die Jury HateAid gGmbH – Beratungsstelle gegen digitale Gewalt und Augen auf e.V. – Zivilcourage zeigen, die sich mit ihren Aktivitäten gegen Hass im Netz sowie für mehr Toleranz und Zivilcourage stark machen, aus.

Wie Philip Morris definieren sich immer mehr Organisationen über mehr als ihre wirtschaftliche Tätigkeit. Auch die Öffentlichkeit bewertet Unternehmen zunehmend anhand ihres gesellschaftlichen Handelns.

Welche Rolle sollten Unternehmen laut der Bevölkerung im Einsatz für eine gefestigte Demokratie spielen?

Dieser Fragestellung ist Philip Morris im Juni mit einer repräsentativen Bevölkerungsumfrage nachgegangen (repräsentativ aufgrund der Quotierungen und Gewichtungen unter Berücksichtigung des statistischen Fehlers von 2,5% am Gesamtergebnis).

Das renommierte Meinungsforschungsinstitut Civey hat hierfür vom 01.06. bis 03.06.2022 online 5.000 Bundesbürger:innen ab 18 Jahren befragt. Das Studiendesign erfasst, inwieweit deutsche Bundesbürger:innen Unternehmen in der Verantwortung sehen, sich für eine starke Demokratie und liberale Gesellschaft über die eigene wirtschaftliche Tätigkeit hinaus einzusetzen. Zudem wird erfasst, welche Formate, Themenbereiche und Zielsetzungen des zivilgesellschaftlichen Engagements im Sinne einer erweiterten Unternehmensverantwortung von den Befragten positiv bewertet oder sogar abgelehnt werden.

Ergebnis 1 | Verschiedene Meinungen bei der Frage nach unternehmerischem Demokratieengagement

Die Bevölkerung hat verschiedene Meinungen, wenn es um die Rolle von Unternehmen in der gesellschaftlichen Demokratieförderung geht. Der eine Teil der Gesellschaft wünscht sich, dass Unternehmen Verantwortung übernehmen, sich nicht ausschließlich auf ihre wirtschaftliche Tätigkeit konzentrieren und sich stattdessen aktiv für unsere Demokratie stark machen.

Die andere Seite hingegen findet, dass Unternehmen sich nur auf das eigene wirtschaftliche Handeln konzentrieren sollten.

Dieses Bild zieht sich durch alle Altersgruppen und Bildungsgrade der Befragten. In den neuen Bundesländern verstärkt sich die im Bund minimal ausgeprägte Tendenz hin zur Konzentration (eher) nur auf das wirtschaftliche Handeln (42% wirtschaftliches Handeln vs. 25% Demokratie).

Ergebnis 2 | Das gesellschaftliche Engagement von Unternehmen hat ein grundsätzliches Glaubwürdigkeitsproblem

Eine Ursache für die verschiedenen Meinungen mit Blick auf die Rolle von Wirtschaftsvertreter:innen in unserer Gesellschaft und die Erwartung hinsichtlich zivilgesellschaftlichem Engagement könnte sein, dass eine große Mehrheit der befragten Bürger:innen die Motivation und Ernsthaftigkeit hinter einem möglichen unternehmerischem Engagement stark hinterfragt.

Die Ergebnisse der repräsentativen Befragung deuten darauf hin, dass ebendieses Engagement zunächst an einem generellen Glaubwürdigkeitsproblem leidet — wie oben in der Ergebnisgrafik eindrucksvoll gezeigt werden kann.

Ergebnis 3 | Bürger:innen wünschen sich von Unternehmen eine direkte und finanzielle Förderung für die Grundfesten der Demokratie

Das bestehende Misstrauen gegenüber unternehmerischem Gesellschaftsengagement und die verschiedenen Meinungen in der Frage, welche Verantwortung die Wirtschaft für unsere Demokratie übernehmen sollte, verdeutlichen die Relevanz von Transparenz, Ehrlichkeit und Wirksamkeit in der Umsetzung von zivilgesellschaftlichen Initiativen der Privatwirtschaft.

Vertrauen in die Ernsthaftigkeit von unternehmerischem Engagement in der Zivilgesellschaft muss ebenso gebildet werden wie ein umfassendes Verständnis über die möglichen Tätigkeitsfelder und Wirkungsdimensionen, in welchen die Wirtschaft zur Stärkung unserer Demokratie aktiv werden kann.

In der Studie wurde daher insbesondere beleuchtet, in welchen Engagementformaten und Themenfeldern Bürger:innen in Deutschland die Unternehmenswelt verorten und sich daraus abgeleitet einen aktiven Beitrag wünschen.

Die abgebildeten Umfrageergebnisse sprechen dabei eine eindeutige Sprache:

Im Einsatz für Demokratie wünschen sich die Befragten, dass Unternehmen ihre wirtschaftliche Kraft nutzen (51,1%), z.B. um finanziell zu fördern oder Engagierten mit gestifteten Preisen eine Bühne zu bieten. Auch eigene, zivilgesellschaftliche Initiativen sind gewünscht (37,4%).

Mit Blick auf die möglichen inhaltlichen Ausrichtungen des Engagements wird die Stärkung der demokratischen Grundfesten und der hiermit verbundenen Aspekte mit großem Abstand am häufigsten genannt.

Wenn Unternehmen unsere Demokratie fördern möchten, sollten sie sich daher insbesondere für Freiheit, Wahlrecht und die Meinungs- und Pressefreiheit einsetzen (91,2 % der Befragten nennen mindestens einen der Aspekte).

Des Weiteren wünschen sich die Menschen in Deutschland eine Förderung gesamtgesellschaftlicher Chancengleichheit und Gerechtigkeit. „Andere Aspekte“ werden mit 4% der Nennungen kaum erwähnt.

Wenn sich Unternehmen entscheiden, einen Beitrag für unsere liberale Gesellschaft zu leisten und über die eigene Wertschöpfungskette hinaus zu wirken, erwarten die Befragten den Ergebnissen nach eine messbare, direkte und auch finanzielle Unterstützung der demokratischen Grundfesten, welche die Ernsthaftigkeit des eigenen Engagements untermauern kann.

Besonders in Zeiten fragil verfasster Staatlichkeit und demokratiefeindlicher Disruption im internationalen Raum scheint den Bürger:innen die Wichtigkeit von grundlegenden Menschen- und Bürger:innenrechten besonders ins Bewusstsein zu treten — für deren Existenz und Wahrung sie auch Unternehmen in der Verantwortung sehen.

Ergebnis 4 | Demokratieförderung in Unternehmen: Mitarbeiter:innen wünschen sich eine Kultur der aktiven Mitbestimmung und gelebten demokratischen Partizipation

In der Tiefe zu wirken und authentisch mitgestalten — dieser Erwartungshaltung begegnen Bürger:innen in Deutschland Unternehmen in ihrer Rolle als Arbeitgeber:innen ebenfalls, wenn Fragen der innerbetriebliche Demokratieförderung eruiert werden:

Grundsätzlich stehen Unternehmen verschiedene Möglichkeiten zur Verfügung, den eigenen Arbeitsplatz als demokratischen Sozialisierungsraum zu etablieren und über ihn hinaus Werte an Mitarbeiter:innen und die Gesellschaft zu vermitteln.

Am wichtigsten ist den Bürger:innen in diesem Kontext allerdings, dass zunächst im Unternehmen selbst Demokratie aktiv gelebt wird und Mitarbeiter:innen in die Entscheidungsprozesse eng eingebunden werden. Darüber hinaus scheint der verbesserte Austausch zwischen Kolleg:innen und flache Hierarchie eine wichtige Grundlage darzustellen, um eine demokratische und partizipative Unternehmenskultur zu implementieren.

Nur 13,3% der Befragten sehen in den angeführten Aspekten keine Möglichkeit oder Chance, demokratische Werte direkt am Arbeitsplatz zu fördern oder möchten sich nicht zu der Fragestellung äußern.

Ergebnis 5 | Das Engagement für eine demokratische und offene Gesellschaft ist immer auch eine Stärkung des eigenen wirtschaftlichen Nährbodens

Abschließend soll nun ein Blick auf die wirtschaftlichen Vorteile unternehmerischen Engagements für Demokratie und unsere pluralistische Gesellschaft geworfen werden.

Denn neben einer intrinsischen und wertebegründeten Motivation für das demokratiefördernde Engagement profitieren Unternehmen, so mehr als die Hälfte der Befragten (55,3%), auch von einer verbesserten sozialen Durchlässigkeit und breiteren Gewinnung von qualifizierten Talenten — ungeachtet der kulturellen, sozialen, sexuellen oder religiösen Hintergründe.

Diese Aussage basiert auf der Annahme, dass eine demokratisch verfasste Gesellschaftsstruktur im Kern die soziokulturelle Offenheit, Chancengleichheit und Teilhabe aller im Vergleich zu nicht-demokratischen Gesellschaftsformen verbessert und einer intersektionalen Schlechterstellung von Minderheiten effektiver entgegenwirkt.

Das Text- und Bildmaterial der Umfrageergebnisse finden Sie hier zum Download.